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Books

Cover
Dürrenmatt, Friedrich
Zürich
1985
Titel

Justiz

Bemerkung

Diogenes. Kriminalroman. Gesellschaftsroman.

Abstract

Die Gerechtigkeit ist ein Phantom Der stadtbekannte Politiker Isaak Kohler erschießt in einem voll besetzten Restaurant den Universitätsprofessor Winter. Obwohl nicht der geringste Zweifel besteht, dass Kohler der Mörder ist, wird diese Tatsache in Dürrenmatts Kriminalroman Justiz in den Augen der Gesellschaft je länger je zweifelhafter. In einem Revisionsprozess wird Kohler freigesprochen und die Tat einem offensichtlich Unschuldigen angelastet. Der stets von Geldsorgen geplagte junge Anwalt und Ich-Erzähler Felix Spät, der den Freispruch selbst zu verantworten hat, wird in seinem Kampf für Gerechtigkeit zur lächerlich-absurden Figur. Nicht die Gerechtigkeit triumphiert, sondern die Justiz, die sich als ein Spielball machtvoll vertretener Einzelinteressen erweist. Der Roman ist grell, skurril, phasenweise witzig und zeichnet sich durch eine verworrene, aber auch verblüffende Handlung aus.

SF-Referenz

CM-200041

RFID

200041

RFID-Status

nicht zugewiesen

Buch-ID

200041

Erstellt

19.12.2020

Letzte Änderung

07.02.2021

Änderung durch

jconzett

Text Jürg

Die Schweiz der 50er Jahre: Wohlstand und intellektuelle Kritik

Friedrich Dürrenmatt begann seine Arbeit an Justiz in den 50er Jahren, zu einer Zeit, als die Schweiz von einer konservativen Mentalität und großer politischer Stabilität geprägt war. Das vom Zweiten Weltkrieg verschonte Land erlebte einen fiebrigen Wirtschaftsaufschwung und sah sich zugleich als Hort der Sicherheit und der Anständigkeit. Es herrschte die Überzeugung, dass die Neutralität und die Tapferkeit der Armee Hitler von einem Angriff auf die Schweiz abgehalten hätten. Beträchtlicher Wohlstand machte sich breit, ebenso wie eine zwischen militärischer, wirtschaftlicher und konservativer politischer Elite wuchernde Verfilzung.

... den rechtlichen Rahmen unserer Gesellschaft so zu schaffen, dass die Werte Freiheit und Gerechtigkeit garantiert sind. Die Umsetzung wird aber je nach ideologischem Weltbild und vertretenen Interessen unterschiedlich interpretiert. Es ist Aufgabe der Justiz, diesen Spielraum zu nutzen, ohne den gesetzgeberischen Willen zu missachten.

Ein Schlüsselwort, dass sehr oft von Spät gebraucht wird, ist die “Wahrheit“. Dieses Wort erhellt ein weiteres Thema des Buches, denn die Wahrheit interessiert niemanden, nicht einmal die Justiz.