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Books

Cover
Boccaccio, Giovanni
Paris
1935
Titel

Contes de Boccace. Illustrés de Cinquante-Six Compositions en Couleur par Mariette Lydis. Herausgegeben 1935 von Le Vasseur et Companie, Paris.

Bemerkung

Exemplar 273 von 956.

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SF-Referenz

CM-200044

RFID

200044

RFID-Status

nicht zugewiesen

Buch-ID

200044

Erstellt

09.01.2021

Letzte Änderung

09.04.2021

Änderung durch

jconzett

Text Team

Die Erzählungen des Decamerone bilden das gesamte gesellschaftliche Spektrum des 14. Jahrhunderts ab: Adlige und Bürger, Bauern und Tagelöhne, Ordensgeistliche und Amtsträger, Christen und Juden, Männer und Frauen, sie alle werden zu Protagonisten in Boccaccios Geschichten. Der Autor charakterisiert seine Helden mit viel Liebe und Verständnis, ohne jedes Vorurteil: Moral, Intelligenz und Witz findet er bei Angehörigen aller Schichten und Geschlechter.

Während die Werke der meisten Humanisten heute kaum noch gelesen werden, gehört das Decamerone zum Allgemeingut. Unzählige Künstler ließen sich davon inspirieren. Zu ihnen gehörten berühmte Autoren wie Shakespeare und Swift, Molière und Balzac, Cervantes und Goethe, Komponisten wie Vivaldi, Maler wie Rossetti und Regisseure wie Pasolini, ja sogar der Reformator Luther illustrierte seine Anliegen mit Boccaccio.

Wer heute das Decamerone lesen will, kann zwischen vielen Sprachen und zahllosen Ausgaben wählen. Das hat einen guten Grund: Zu Zeiten Boccaccios war der Umgang mit Sexualität, Kirchen- und Obrigkeitskritik viel lockerer als in späteren Jahrhunderten. So wurde Boccaccio zu einem Lieblingsautor all derer, die für sexuelle Freiheit eintraten und an der Kirche Kritik übten. Unsere Ausgabe ist ein gutes Beispiel. Sie stammt aus dem Jahr 1935 und wurde in drei Bänden vom Pariser Verlag Le Vasseur herausgegeben. Als Illustratorin gewann man die österreichische Künstlerin Mariette Lydis, die für ihre frivolen Zeichnungen berühmt war.

Die Künstlerin lebte in den Goldenen Zwanzigern ein Leben, das in der Form wenige Jahrzehnte vorher noch nicht möglich gewesen wäre. Sie trat vom jüdischen zum christlichen Glauben über, heiratete und ließ sich scheiden, heiratete, begann eine Affäre und ließ sich scheiden. 1926 zog sie nach Paris, wo sie zum dritten Mal heiratete. 1939 floh sie mit ihrer Geliebten nach Buenos Aires, wo sie den Rest ihres Lebens verbrachte.

Viele bedeutende Museen besitzen Werke von Mariette Lydis. Sie sehen in ihr eine Protagonistin der „neuen Frau“. Die Künstlerin lebte offen ihre Bisexualität und fand eine fast aggressive Form der Darstellung des weiblichen Körpers.