Harry Potter und die Heiligtümer des Todes.
Womit sollen sich Kinderbücher Ihrer Meinung nach beschäftigen? Für Joanne K. Rowling scheint es der Tod zu sein. Der Protagonist ihrer Romanreihe ist ein Elfjähriger, der in jedem Buch um sein Leben kämpft und immer wieder ihm liebe Menschen an den Tod verliert.
Die Serie gipfelt in Band 7, der den Titel „Die Heiligtümer des Todes“ trägt. Die spannende Handlung mag manchem verbergen, dass der Schluss dieses Trivialromans eine klassische Erlösergeschichte kopiert, wie sie die Grundlage für zahllose Mysterienreligionen darstellt: Harry Potter nimmt freiwillig den Tod auf sich, um die Welt vor dem Bösen zu retten. Er wird gequält, verspottet, verlacht, ja für tot gehalten, um vom Tode aufzuerstehen und in einem letzten Kampf das Böse zu vernichten.
Im Falle Harry Potters haben viele ihr Leben geopfert, um sein Überleben zu gewährleisten: seine Eltern, sein Pate Sirius Black, sein Lehrer Dumbledore. Dies verpflichtet ihn, seine Mission zu verwirklichen. Ohne das Wissen, dass es nach seinem Tod eine Welt geben wird, die entweder vom Bösen beherrscht oder befreit ist, würde sein Opfer keinen Sinn machen.
Gedenkstein für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Organisation Ärzte ohne Grenzen, die im Einsatz ihr Leben verloren haben. Foto: OTFW, CC BY-SA 3.0 Natürlich ist unser Leben nicht so dramatisch wie das eines jugendlichen Romanhelden. Und doch stellt sich jedem einzelnen die Frage: Was macht mein Leben sinnvoll? Für wen oder für was bin ich bereit, dieses Leben zu leben? Und für wen oder was wäre ich vielleicht sogar bereit, dieses Leben zu opfern?
Denn unser Leben ist so einzigartig und wertvoll, weil es eben nicht ewig ist.