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Books

Cover
Andersch, Alfred
Diogenes
1970
Titel

Sansibar oder der letzte Grund

Bemerkung

Alfred Andersch (1914–1980), Walter Verlag 1957, Diogenes 1970

Themen
SF-Referenz

CM-200071

RFID

200071

RFID-Status

nicht zugewiesen

Buch-ID

200071

Erstellt

07.02.2021

Letzte Änderung

08.04.2021

Änderung durch

ckaps

Text allgemein

Alfred Andersch, Sansibar oder der letzte Grund (Ausgabe Diogenes 1970)

Lehrstück über das wirklich Wichtige

Nicht das sonnige Sansibar, sondern das graue Ostseestädtchen Rerik bildet den Schauplatz für das zufällige Treffen von fünf Menschen, deren Schicksale sich an diesem eisigen Herbsttag 1937 eng verknüpfen. Das Leben aller ist geprägt von einem System des Terrors und der Repression. Verantwortlich dafür sind „die Anderen“. Die Nationalsozialisten, wie sich dem Leser im Laufe des Buches erschließt.

Der Gedanke an Flucht beschäftigt jeden der Protagonisten auf eine eigene Weise. Der desillusionierte Jugendfunktionär Gregor will sich durch Flucht nach Schweden dem Auftrag der Kommunistischen Partei entziehen, in Rerik den Widerstand neu zu organisieren. Den kommunistischen Fischer Knudsen hält von seiner Flucht nur der Gedanke an seine Frau Bertha ab. Als geistig Verwirrte muss sie unter den Nazis um ihr Leben fürchten. Knudsens Fischerjunge, ein namenlos bleibender 15-Jähriger, träumt sich von seinem konservativen Elternhaus ins utopische Sansibar. Dem Ortspfarrer Helander würde die Fahrt über die Ostsee schon reichen, um die als „entartete Kunst“ klassifizierte Plastik „Lesender Klosterschüler“ vor den Nazis zu retten. Und auch die Jüdin Judith Levin will fliehen, um so der drohenden Deportation zu entgehen.

Der Roman „Sansibar oder der letzte Grund“ des gebürtigen Münchners Alfred Andersch stieß bei seiner Veröffentlichung 1957 bei Kritikern wie Lesern auf ein positives Echo. Weniger gut hatte man seinen 1952 erschienenen autobiografischen Bericht „Die Kirschen der Freiheit“ aufgenommen. In diesem hatte er sein eigenes Verhalten während des Naziregimes bis zu seiner Fahnenflucht 1944 reflektiert. Zu frisch war bei weiten Teilen des Publikums noch die Erinnerung an das Dritte Reich und das eigene Tun.

Die Frage, inwieweit der Einzelne wirklich frei entscheiden und handeln kann, durchzieht das gesamte Werk des Autors und streitbaren Gründers der „Gruppe 47“. Bis heute gilt Alfred Andersch als einer der wichtigsten Vertreter der Literatur der Stunde Null im Deutschland der Nachkriegszeit. Symbolreich, doch in einfacher Sprache formuliert, hat sich „Sansibar oder der letzte Grund“ fest im Kanon der Schulbuchliteratur etabliert. Als Lehrstück dient es dazu, den Blick zu schärfen für das, was Freiheit ausmacht. Für das, was im Leben wirklich ist. Dafür, was Menschlichkeit im Angesicht des Terrors ausmacht. Dafür, was man mit Geld eben nicht kaufen kann.

Text Team

Alfred Andersch (1914–1980): Sansibar oder der letzte Grund. (Walter Verlag 1957, Diogenes 1970)

Die Geschichte spielt 1937 in Rerik an der Ostsee. Fünf Personen treffen hier aufeinander, die Deutschland verlassen möchten: der kommunistische Funktionär Gregor, Fischer Knudsen, die Jüdin Judith, Pfarrer Helander und ein Schiffsjunge, der von Sansibar träumt. Abwechselnd wird die Geschichte aus ihrer (Innen-)Sicht erzählt. Nicht nur die Menschen, auch eine bedrohte Skulptur, «Der lesende Klosterschüler», soll aus Deutschland gebracht werden. Die vorherrschenden Themen des Buchs sind Flucht und Freiheit.

Als junger Kommunist wurde Alfred Andersch nach eigenen Angaben im KZ Dachau interniert. Er lebte weiterhin in Deutschland. Als Soldat dessertierte er 1944 und verbrachte das letzte Jahr als Kriegsgefangener in den USA. Die letzten Jahre verbrachte er im Tessin und wurde auch Schweizer. Andersch’ Bücher gehören zu den Klassikern der Nachkriegszeit und werden oft in der Schule gelesen.

Text Jürg

Klassiker in der Schule, weil es Geschichten sind um den 2. WK. 1957 erschienen. Suchte seinen eigenen Weg aus der Nazi-Kriegszeit. Thema Freiheit, wie man sich verhalten soll, ethische Fragen.