Hugo Loetscher (1929–2009): Der Immune (Luchterhand 1975, Diogenes 1985)
46 Jahre alt war Hugo Loetscher, als sein Hauptwerk erschien. Das als Roman betitelte Werk nimmt eine Form von Episoden an. Im Zentrum steht der Immune, der empfindlich ist und versucht, sich abzuhärten. Er ist ein guter Beobachter. Das Buch hat eindeutig biografische Züge, wobei der Autor zwischen Ich- und Er-Form abwechselt. Immunisieren heisst sich der Ansteckung ausliefern. So erzählt der Autor von verschiedensten Situationen, die auch schwierig oder heikel sind, aus denen er etwas lernen kann.
Hugo Loetscher war eine wichtige Stimme in der Schweiz. Er war ein Kosmopoliten, der gerne reiste, vor allem nach Brasilien, Südostasien und Südeuropa.
Für den Immunen ist die Welt seit frühster Kindheit ein Theater. Seine Erzähl- und Beobachtungsgabe benützt er dennoch, um sich gegen Brutalität und Heuchelei zu ›immunisieren‹. Wie sollte man die Welt sonst ertragen? In der selbstkritischen Beschäftigung mit dem Ich gibt Hugo Loetscher in einer Fülle von Geschichten den Blick frei auf die Epoche, in der dieses Ich sich formte.