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Cover
Joseph II
Wien
1783
Titel

Adelsbrief für Leopold Spitzl von Peitzenstein

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SF-Referenz

MM00281

RFID

281

RFID-Status

zugewiesen

Buch-ID

641

Erstellt

15.08.2019

Letzte Änderung

27.10.2023

Änderung durch

jconzett

Text allgemein

Der Adelsbrief, 1783

Es war kein leichtes Geschäft, das Geschäft des Krieges. Vor allem nicht in jenem 18. Jahrhundert, das manche aufgeklärt nennen. Die österreichische Armee marschierte in den Siebenjährigen Krieg und in den bayerischen Erbfolgekrieg.

Das Kanonenfutter, die einfachen Soldaten, waren leicht zu bekommen. Es dauerte nicht lange, sie zu drillen, bis sie einsatzbereit waren. Für das Offizierskorps brauchte es aber gut ausgebildete Männer, die willens waren für einen niedrigen Sold viele Jahre Dienst zu tun. Um ihnen einen Anreiz zu bieten, wurden sie - selbstverständlich nur nach ordentlicher Führung - nach 30 Jahren Dienst in den Adelsstand erhoben. Unser Leopold Spitzl hatte die Frist 1783 hinter sich gebracht und durfte sich nun über seinen so aufwändig produzierten Adelsbrief freuen, der in der Bibliothek des MoneyMuseums zu sehen ist. Mit samtenem Einband, auf feinstem Pergament handgeschrieben, großzügigst verziert, mit einem prachtvollen Wappen, so ein Adelsbrief machte schon etwas her.

Leopold Spitzl war nicht der einzige, den Joseph II. mit dieser Ehre auszeichnete. Unter diesem Herrscher wurden gleich Dutzendweise Adlige, Ritter und Freiherrn ernannt, dazu kamen sogar Grafen und Fürsten. Sie hatten für diese Ehre gut bezahlt: 1.075 Gulden waren für den einfachen Adelsstand fällig. Wer das Prädikat „Edler" wollte, legte 10 % drauf. Der Ritterstand kostete 1.575 Gulden. Dazu kamen jede Menge Gebühren:

Da kamen die Berufsoffiziere preiswerter weg. Sie mussten keine Gebühren zahlen. Dafür hatten sie ihre Seele an den Krieg verkauft. Und so lesen wir in einer zeitgenössischen Geschichte des russisch-österreichischen Türkenkriegs, wie unser Leopold Spitzl, nun Oberlieutenant von Peitzenstein, unter seinem Kommandanten mit 400 Mann das von Türken bewohnte Dorf Gorize überfiel, es plünderte und verbrannte. Wie viele Zivilisten dabei ums Leben kamen, interessierte den damaligen Historiker nicht. Er schwärmt davon, dass nur 7 der 400 Österreicher verletzt wurden. Und dass 75 Stück Ochsen, 9 Pferde und eine Menge Kleider und Hausgerätschaften unter der Führung des wackeren Oberlieutenants von Peitzenstein erbeutet wurden.

Die Zeiten ändern sich. Während wir heute unsere Soldaten zum Psychotherapeuten schicken, um sie nach den Gräuel des Krieges wieder in die Zivilgesellschaft einzugliedern, machten die Österreicher ihre Kriegsveteranen zu Adligen und nahmen sie so auf in den Stand, der sich selbst für die Elite seines Landes hielt.