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Books

Cover
Budel, René (Budelius)
Köln
1591
Titel

Budelius: De monetis, et re nvmaria, libri dvo

Bemerkung

3 Bände zusammengebunden, Geschenk von Sean Doyle

Abstract

Der Kölner Münzmeister und Präfekt Renerus Budelius (vor? 1540–nach 1602)

Im Jahr 1591 publizierte Renerus Budelius De monetis et re numaria libri duo. Quorum primus artem cudendae monetae, secundus vero quaestionum monetariarum decisiones continet. Seine Arbeit wurde für wenigstens zwei Jahrhunderte vielfach in verschiedenen europäischen Ländern als Standardwerk benutzt. Trotzdem scheinen er und seine Arbeit heutzutage praktisch vergessen zu sein. Sogar in der 2014 erschienenen Geschichte seines Geburtsorts Roermond wird der ehemals berühmte Autor nicht erwähnt (Nissen & Van der Bruggen 2014). Als Anfang eines Versuchs zur „Rehabilitation“ präsentiere ich in diesem Aufsatz seine biografischen Daten und eine Skizze seiner Karriere. Hoffentlich ist dies ein Anfang, und hoffentlich auch ein Anreiz für zukünftige Forschung über Budelius’ Einfluss auf monetäre Denkbilder.

Herkunft aus Roermonder Münzmeisterfamilie

Am 21. Dezember 1554 wird ‚Reynair Buydels Reynairszoon‘ zum ersten Mal genannt, und zwar in einer Gerichtsakte aus Roermond. Das heißt wohl, dass er zu dieser Zeit bereits als Erwachsener angesehen wurde, was vermutlich ab einem Alter von 14 Jahren der Fall war. Daraus lässt sich schließen, dass er spätestens 1540 geboren worden sein muss.

Sein gleichnamiger Vater wird erstmals für das Jahr 1537 als Münzmeister zu Roermond im Dienste des geldrischen Herzogs Karl von Egmond (reg. 1492–1538) erwähnt. Er war verheiratet mit Catharina van Meijsenburgh, die aus einer lokalen Magistratenfamilie stammte. Sein Großvater, der ebenfalls den Vorname Reiner hatte, war Arzt. Über ihn ist wenig bekannt, aber da sein Sohn eine Tochter aus einer führenden Familie heiratete, muss er wohl auch zu den lokalen Notabeln gezählt haben.

Das Ehepaar Van Budel – Van Meijsenburgh hatte mindestens vier Kinder: Christoffel, Jan oder Johan, Reiner und Catharina. Nach seiner Amtszeit in Roermond, die spätestens 1538 endete, war Van Budel senior Münzmeister für den Prinz-Bischof von Lüttich in der Münzstätte Hasselt (heute die Hauptstadt der belgischen Provinz Limburg). Wegen mangelhafter Überlieferung Lütticher Münzurkunden lässt sich seine Karriere nur grob nachvollziehen. Mit Sicherheit wurde er vom Lütticher Bischof Georg von Österreich am 8. August 1556 zum Münzmeister von Hasselt ernannt.

Dieser Bischof starb aber bereits 1557, was vermuten lässt, dass Van Budel senior nicht lange in dieser Münzstätte tätig gewesen ist. Er muss sich jedoch einen guten Ruf erworben haben, da er als Vertreter von Bischof Gerard van Groesbeek (reg. 1565–1580) zur ersten Tagung des Niederrheinisch-Westfälischen Krei- ses in Köln gesandt wurde. Wie sein Sohn erwähnt, starb er bereits am Anfang dieser Tagung, die am 20. Oktober 1566 startete.

Laut Reiner junior waren seine beiden Brüder auch als Münzmeister tätig. Diese Bestallungen lassen sich nur teilweise bestätigen. Von Jan ist in der numismatischen Literatur bekannt, dass er in den Städten Hasselt und Lüttich (1573–1574) gearbeitet hat. 1582 wird ein „Johan van Bulle“ als Wardein genannt, der wohl mit Jan van Budel zu identifizieren ist. Christoffel ist bekannt als Münzmeister in Maastricht, wo er in der Periode 1572–1575 für den spanischen König Philipp II., der auch Herzog von Brabant war, prägte. In der Kölner Münzgeschichte ist die Stelle von einem der Brüder „apud Tuitienses“, also in Deutz, bisher nicht belegt. Ihre Schwester Catharina war verheiratet mit einem Van Elsrack – aus einer Münzerfamilie aus Hasselt. Alle Kinder von Reiner van Budel senior waren also direkt oder indirekt mit Münzgeschäften verbunden.

Budelius in Köln

Am 11. März 1563 wurde laut der Transkription ein „Ren. Buserus Ruremundanus“ als Student an der Kölner Universität eingeschrieben. Seine Studien waren erfolgreich, da er 1566 erstmals als „der Rechten Licentiat“ erwähnt wird. Er heiratete, wohl auch in Köln, eine Barbara von Coesfeldt. Hier lässt sich fragen, ob Budelius’ Gattin verwandt war mit Heinrich von „Coisfelt“, der u.a. 1509 als städtischer Münzprüfer erwähnt wird.

1569 schrieb er als Empfehlung für ein Buch des katholischen Theologen Martin Eisengrein eine Lobrede in Gedichtform. Die lateinische Fassung dieses Buches wurde von Graminaeus (ca. 1540–ca. 1596) herausgegeben, der wie Budelius aus Roermond stammte (aber als Mathematiker immer noch als berühmter Sohn seiner Mutterstadt gilt). Der Jurist Boys lehrte an der Kölner Universität und war möglicherweise ein Verwandter von Budelius. In dem Buch gab er verschiedene bereits existierende monetäre Traktate neu heraus. Der Autor des Gedichtes wird „docto atque egregio viro Reinhero Bevdelio Rvremvndano“ genannt, und „Principis & Electoris Colon. in re monetali prefecto“.

Ab ungefähr 1570 muss Budelius im Dienste des Kölner Erzbischofs Salentin von Isenburg (reg. 1567–1577) gestanden haben. Zuvor, um 1566, hatte er seinem Bruder in der Lütticher Münzstätte Hasselt assistiert. 1572 ist Budelius erstmals als Münzmeister in Deutz bezeugt (Noss 1925: 47). Schon 1574 war er „Präfekt“, ein Amt, über das wenig bekannt ist. Dies legt auf alle Fälle nahe, dass Budelius bereits in relativ jungen Jahren ein hohes Amt anvertraut wurde.

Vermutlich unter seinem Vorgänger wurde 1568 die erzbischöfliche Münzprägung mechanisiert, womit die Münze in Deutz zu den Pionieren der mechanisierten Ausmünzung gehört. Budelius muss also mit dieser damals neuen Maschine gearbeitet haben, die aber abgeschafft wurde, nachdem Von Isenburg 1577 als Erzbischof zurückge- treten war.

1578 geriet Budelius in Schwierigkeiten. Aus der Deutzer Münze war Sil- ber an die Heckenmünze in Hedel (nördlich von Herzogenbusch in den Niederlanden) geliefert worden. Am 8.10.1578 wurde Budelius gefangen gesetzt. Obwohl sich herausstellte, dass er unschuldig war, wurde er vom Erzbischof entlassen. Sein Nachfolger starb aber bald, und „Reinhardt Beittel“ versuchte, erneut Münzmeister in Deutz zu werden, allerdings ohne Erfolg (Hirsch 1761: 187). Erst unter Erzbischof Ernst von Bayern (reg. 1583–1612) fungierte Budelius wieder als Deutzer Münzmeister. Seine Vereidigung 1586 war jedoch umstritten, aber dank eines Plädoyers des kölnischen Gesandten wurde „Reinerus Beuttelius“ letztendlich doch wieder angestellt. Ein Pluspunkt für ihn war, dass die Kölner Universität ihn mittlerweile zum „Licentiatus juris“ promoviert hatte.

Auch außerhalb Kölns wurde Budelius’ Expertise in Münzsachen geschätzt. Caspar von Fürstenberg, ein hoher Beamter des Paderborner Bischofs Theodor von Fürstenberg, erwähnt am 15. März 1591: „Ich schreib an Lic. Reinerum Budelium Münzmeistern, daß er mir von allerlei golde 3000 Gulden uf meines g. F. und hern zu Paderborn stempel münzen soll“.

Als Deutzer Münzmeister wird Budelius um 1599 genannt, als er über die Prägung von Hellern advisierte. Am 6. März 1602 gab „de[r] gelehrte[.] deutzer Münzmeister Lic. Reiner Budels“ dem Rheinisch-Westfälischen Kreis Rat in Sachen Scheidemünzen (Noss 1931: 215). Noss vermutet, dass Budelius wohl kurz danach gestorben ist, da er nicht mehr in den Probationsprotokollen erwähnt wird, die ab 1604 verfügbar sind.

Aus seiner Lebensgeschichte geht hervor, dass Budelius in der idealen Lage war, um praktische und theoretische Einsichten zu kombinieren.

De monetis et re numaria ...

Der kölnische Drucker Johannes Gymnius hatte Budelius gebeten, das vergriffene Buch von Boys zu überarbeiten. Dies tat Budelius gründlich. Boys’ Tractatus waren zum größten Teil eine neue Ausgabe von Werken anderer Autoren über monetäre Themen, mit einigen Annotationen von Boys selbst. Wie in Budelius’ Titel De monetis et re numaria libri duo. Quorum primus artem cudendae monetae, secundus vero quaestionum mo- netariarum decisiones continet steht, handelt es sich eigentlich um zwei Bücher. Das erste handelt von der „Ar[s] cudendae monetae“, also von „der Kunst, Münzen zu prägen“. Vor dem eigentlichen Text stehen Vorbemerkungen von 76 Seiten. Das zweite Buch enthält „quaestionum monetariarum decisiones“: Münzpolitik und Währungsfragen. Nach Budelius’ eigener Arbeit folgt ein Tractatus. Mit Ausnahme einer Publikation von Gabriel Biel stehen in Budelius’ Buch alle Werke, die Boys bereits publiziert hatte, sowie 15 zusätzliche Werke. Um eine Idee vom Umfang zu geben: Die Vorbemerkungen umfassen 76, der Liber primus 155, der Liber Secundus 109 und der Tractatus 458 Seiten. Es ist durchnummeriert, aber merkwürdigweise fehlen die Seiten 270 bis 350. Jedenfalls endet das Buch auf Seite 798, und der Autor hatte Grund abzuschließen mit einer „Laus Deo, Virginique Matri“.

In beiden Libri kombiniert Budelius Erkenntnisse anderer Autoren, sowohl klassischer als auch moderner, mit Erfahrungen aus der Praxis. Ein breites Spektrum von Aspekten wird besprochen, inklusive Münzmaterial, metallurgischer Kenntnisse, Münzrecht, Münzherren, und Falschmünzerei. Besonders viel Beachtung schenkt Budelius den intrinsischen Werten kursierender Münzen, wobei Köln verständlicherweise der Mittelpunkt der Erde zu sein scheint. Da seine Meinungen ausführlich diskutiert sind, geht die Bedeutung seiner Arbeit weit über das Regionale und Zeitgenössische heraus. Sie ist ein wahres Kompendium, das noch mehr als 200 Jahre später in verschiedenen europäischen Ländern benutzt wurde.

Fazit

Diese Skizze über Budelius’ Leben und Arbeit zeigt, dass er unter seinen Zeitgenossen mehr als 30 Jahre lang als monetärer Experte par excellence galt. In De monetis et re numaria publizierte er eine Übersicht seiner Kenntnisse. Das Buch und der Autor sind heutzutage kaum noch bekannt, selbst nicht in Fachkreisen. Zukünftige Forschung zur Bedeutung von Budelius’ Arbeit ist wünschenswert. Sein Werk sollte übersetzt werden, was jedoch hohe linguistische und technische Kenntnisse voraussetzt. Eine andere Forschungsroute wäre, diese Skizze zu ergänzen, zum Beispiel mit archivalischen Daten. Zweifellos gibt es noch viel zu finden, unter anderen im Archiv des Kurrheinischen Kreises. Das wichtigste Desideratum ist wohl Forschung zur Rezeption seines Werkes. Klar ist, dass sein Buch bis weit ins 18. Jahrhundert konsultiert wurde. Budelius hat einen langfristigen Einfluss auf monetäre Fragen gehabt.

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SF-Referenz

MM00247

RFID

247

RFID-Status

zugewiesen

Buch-ID

609

Erstellt

15.08.2019

Letzte Änderung

04.05.2022

Änderung durch

jconzett

Text Team

Renerus Budelius: De monetis, et re numaria, libri duo, Cologne (Köln) 1591

Ein Geschenk von Sean Doyle.

«So hetten wir einen Glauben/Gott und Gerechtigkeit vor augen/Ein Ehl, Gewicht, Maß, Müntz und Gelt/So stünd es wol in diser welt», so lautet ein 1591 publiziertes Gedicht von René Budel. Um Geld und Masse geht es u. a. auch im vorliegenden Buch über die Geschichte des Geldes – und zwar um die Vorteile von einheitlichem Geld und allgemeingültigen Massen. Denn das Bedürfnis danach besteht nicht erst, seit man auf die Idee des Euro gekommen ist. Nein, es wird schon im 16. Jahrhundert formuliert, zu Zeiten also, als die Dukaten sehr beliebt sind. Denn wird z. B. Geld zum Nenner aller Preise und Werte, so versachlicht der sich etablierende allgemeine Preisausdruck die persönliche, oftmals verzerrte Wertmeinung der Einzelnen.

Sein fachliches Rüstzeug hat sich Budel als vom Kölner Erzbischof eingesetzter Administrator der Münzstätten Westphaliens und des Rheinlands erworben. Ansonsten ist über ihn und sein Geldbuch, das hier in seiner Erstausgabe vorliegt, heute nicht mehr viel zu erfahren.

Text Jürg

von Uschi: die Sache ist ganz einfach: Es gibt Literatur über die Person von Budelius, keine über sein Buch. Ich habe mir den Inhalt, soweit möglich angesehen - aber um jetzt wirklich in den lateinischen Text einzusteigen, war der Umfang eines „Bookophile-Artikels“ nicht das richtige Format. Da müsste man eher einen wissenschaftlichen Artikel verfassen.

Das Entscheidende ist in meinen Augen, dass ein Praktiker, der sich mit den praktischen Aspekten wie Feingehalt und Gewicht der Münzen ausgekannt hat, im Stil der gelehrten Welt geschrieben hat, und ihr damit praktisches Wissen auf einer höheren Ebene vermittelt hat, auf einer Ebene also, die sie ernst nehmen konnte. Das ist das Ungewöhnliche an diesem Buch.